König Georg V. von Hannover und seine Frau Königin Marie ließen Schloss Marienburg als ländlichen Sommersitz erbauen. Das Schloss war ein Geschenk zum 39. Geburtstag der Königin. Es wurde von den Architekten Conrad Wilhelm Hase und Edwin Oppler von 1858 bis 1867 erbaut. Es sollte ein Schloss der Künste sein und diese vereinen, konnte aber nie ganz fertiggestellt werden, da das Königreich Hannover 1866 von Preußen annektiert wurde und die Königsfamilie das Land verlassen musste.
Der Rittersaal ist der größte Raum im Schloss und sollte zusammen mit dem angrenzenden Speisesaal für Festlichkeiten und Repräsentationen genutzt werden. Die Inneneinrichtung beider Säle wurde aufgrund der Kriegsereignisse von 1866 nie fertiggestellt. Eine bauliche Besonderheit sind die Fenster des Vorbaus zur Südseite, diese konnten (und können noch heute) komplett in den Boden eingelassen werden.
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Der Speisesaal war für festliche Abendessen vorgesehen, die täglichen Essen im Familienkreis fanden in einem kleineren Speisezimmer statt. Beide Räume waren von der Küche im Keller aus schnell zu erreichen.
Die beiden Wandteppiche stammen aus dem 17. Jahrhundert und wurden von flämischen Meistern gewebt. Sie zeigen biblische Motive des neuen Testaments: Links Die Bücherverbrennung von Ephesus und rechts Paulus im Gefängnis.
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Der Salon erhielt eine besonders aufwendige Ausstattung, denn hier wollte Königin Marie ranghohe Gäste empfangen. Aufwendige Schnitzarbeiten und die edlen Hölzer Eiche, Ahorn und amerikanischer Nussbaum machten die Fertigung der Decke zu einer der teuersten im Schloss.
Das Rosenmuster an den Wänden der drei Repräsentationsräume wurde mittels Schablonen auf Papiertapeten aufgetragen. Die Marmorbüsten auf dem Kamin zeigen die beiden Töchter von König Georg V. und Königin Marie Prinzessin Mary (links) und Prinzessin Friederike (rechts).
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Das Wohnzimmer bildet zusammen mit dem Salon und dem Boudoir, die Repräsentationsräume von Königin Marie.Diese Räume konnten, im Gegensatz zu einigen anderen, wie geplant fertiggestellt werden.
Die Decke ist aus Nussbaum-, Eichen- und Ahornholz gefertigt. Um die Einfassung der Befestigung für den Deckenleuchter wurde ein Hinweis auf die Bauherrin eingefügt. Zu sehen ist jeweils ein stilisiertes „M“, mit aufgesetzter Krone. Die Decken und Parkettböden wurden in jedem der Räume unterschiedlich gearbeitet.
Für die Einrichtung ihrer Repräsentationsräume wählte die Königin Möbel aus Rosenholz mit Bronze- und Porzellanverzierungen.
Die Gouache Bilder an den Wänden malte Johann Heinrich Wilhelm Kretschmar (1806-1897). Sie zeigen einen Teil der Besitzungen (Domänen) der hannoverschen Königsfamilie, weitere befinden sich in anderen Räumen des Schlosses. Insgesamt gab es mehr als 50 Domänen.
Mit den erwirtschafteten Einnahmen aus der Landwirtschaft dieser Besitzungen bestritt die Königsfamilie ihren Hofstaat und finanzierte den Bau von Schloss Marienburg.
Die Porzellanteller zeigen Städtebilder aus dem Königreich Hannover und dem Herzogtum Sachsen-Altenburg, der Heimat von Königin Marie.
Das Boudoir war das kleine private Wohnzimmer der Königin.
Die Decke und Wandvertäfelung wurden aus Eichenholz gefertigt. Das Kalenderblatt auf dem Kalender über dem Sekretär zeigt den 23. Juli 1867. Es war der letzte Tag, den Königin Marie auf ihrem Schloss verbrachte. Dann folgte sie König Georg V. ins Exil nach Österreich. Auf der Ablage befinden sich Fotos der königlich hannoverschen Familie sowie ihrer dänischen und russischen Verwandtschaft.
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Die Deckenmalerei des Schirmgewölbes wurde mit Blattgold verziert. Verwendet wurden Naturfarben, die man aus Pflanzen und Mineralien herstellte und deren Leuchtkraft bis heute erhalten ist.
Durch einen Sturmschaden im Februar 1867 wurden die Malereien in der Bibliothek stark beschädigt. Als man sie Jahre später notdürftig restaurierte, benutzte man modernere Farben, die mit der Zeit verblasst und fleckig geworden sind. Die Medaillons an der Decke zeigen die Portraits deutscher Dichter und Denker des Mittelalters.
Die Seitenborde der Eichenschränke und alle Details der Dekoration wurden aus einem Stück Holz herausgearbeitet. Der große Tisch in der Mitte war Lese- und Schreibtisch. Auf die Spitzen rundherum waren kleine geschnitzte Holzfiguren aufgesetzt. Sie sind leider nicht erhalten.
Die Beschläge der unteren Schranktüren (Langbänder) wurden aufwendig aus Schmiedeeisen und nicht, wie es bereits gängig war, aus Gusseisen gefertigt. Dadurch war die Herstellung der Beschläge letztendlich das teuerste an den Schränken.
Auf den Bücherschränken stehen Büsten von (beginnend rechts vom Kamin): Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Martin Luther (1438-1546), Ludwig van Beethoven (1770-1827), Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Christoph Willibald Gluck (1714-1787), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), Friedrich Schiller (1759-1805) und Joseph Haydn (1732-1809).
Dieser und die folgenden Räume (hinter den Glasscheiben) waren für die Prinzessinnen Friederike und Mary vorgesehen. Es handelt sich um ein kleines Wohnzimmer, ein Studierzimmer und einen Salon. Die Decken in diesen Zimmern sind aus bemaltem Tannenholz und die Täfelungen aus Eiche.
Der Schrank verziert mit Perlenstickerei und Perlmutteinlagen war ein Hochzeitsgeschenk von hannoverschen Kaufleuten an König Georg und Königin Marie 1843.
Hinter der Glasscheibe: Das Studierzimmer der Prinzessinnen.
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Der Prinzessinnengang ist in seiner Bauweise einem Kreuzgang nachempfunden. Die Türen führen in die Räume der Prinzessinnen. Die eingebauten Schränke an der linken Wand sind aus Eichenholz und dienten zur Aufbewahrung von Bett- und Tischwäsche.
Die Medaillonbilder auf der Fensterseite sind auf Leinwand gemalt und anschließend in die Wand eingelassen. Es ist die Ahnengalerie König Georgs V.: Kurfürst Ernst-August, Herzog Georg von Calenberg, Wilhelm der Jüngere, Ernst der Bekenner, Heinrich der Mittlere und Otto der Siegreiche.
Die Decken- und Wandmalereien im Salon der Prinzessinnen sind noch original und die Möblierung aus Nussbaum ist vollständig erhalten. Der ursprüngliche Parkettboden ist nicht mehr erhalten. Da u.a. in diesem Teil des Schlosses, nach dem Zweiten Weltkrieg, Flüchtlinge untergebracht waren, hat der Boden stark gelitten und musste entfernt werden. Aus diesem Grund sind auch die folgenden Räume, die Schlafzimmer der Prinzessinnen und der Gouvernante, nicht zu sehen. Hier ist nicht nur der Boden nicht mehr erhalten, sondern auch die Malereien an der Decke und den Wänden wurden mit Kalkfarbe übermalt.
Die freitragende Wendeltreppe ist ein gelungenes Beispiel für die Verarbeitung von Gusseisen. Sie muss nicht von unten gestützt werden. Die Schrauben an der Wand haben für die Treppe keine tragende Funktion, sondern befestigen sie lediglich an der Wand, damit sie nicht schwankt.
Schaut man hinauf sieht man, dass die Stufen oben aufhören ohne irgendwo hinzuführen. Ursprünglich sollte es dort auf eine Aussichtsplattform hinausgehen, diese wurde aber nicht mehr fertiggestellt.
Diese Räume bildeten mit dem angrenzenden kleinen Raum die chinesischen Zimmer. In diesen beiden Räumen gibt es bauliche Besonderheiten: Die Decken wurden nicht aus Holz gefertigt, sondern aus Stuck, einer Art Gips die anschließend bemalt wurden. Auch die zwei gusseisernen Säulen, welche die beiden Räume optisch trennen, wurden nur mit einer Holzmaserung versehen. Die Verwendung von Gusseisen galt als fortschrittlich und wurde im Schloss für verschiedene Bauelemente genutzt.
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Die Eingangshalle sollte Gäste schon beim Eintritt in das Schloss beeindrucken. Die Deckenmalereien des 14 Meter hohen Sternengewölbes stammen von Leonhard Gey und wurden mit Blattgold verziert. Dargestellt sind Allegorien der Künste: Musik, Tanz, Architektur, Malerei, Skulptur, Zeichnen, Theater und Poesie.
Getragen wird das Gewölbe von acht polygonalen Pfeilern aus Sandstein. Die Sandsteinarbeit über der Tür zum Rittersaal zeigt die Wappen von Hannover (links) und Sachsen-Altenburg (rechts), der Heimat der Königin.
Der Fußboden besteht aus Mettlacher Platten, einer Entwicklung der Firma Villeroy und Boch. Die ringsum in den Fußboden eingelassenen Roste aus Gusseisen gehören zur Fußbodenheizung. Unter den Rosten befinden sich Eisenrohre durch die warmes Wasser geleitet wurde. Diese Heizungsart galt zu dieser Zeit als hochmodern, doch die Heizwirkung war für die großen Schlossräume nicht ausreichend.
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